Es ist schon fast zum Ritual geworden: Im Frühling ist Aurimas Adomaitis einer der ersten Spieler, die ihre Zusage für die kommende Saison geben. Warum also mit dieser Tradition brechen? Adomaitis’ Unterschrift liege vor und sei trocken, vermeldete jetzt Christoph Roquette, Sportlicher Leiter des SC Rist und früher noch Mannschaftskollege des Litauers.
„Wir sind froh, dass sich Aurimas entschieden hat, weiter für uns zu spielen. Er ist in Wedel fest verankert und bringt konstant seine Leistung aufs Parkett. Das, was er uns alles gibt, findet man nur ganz selten“, sagt Roquette. Im Dezember 2015 wechselte der 2,05 Meter große Center zum SC Rist und ist seitdem fester Bestandteil der Mannschaft. Dass er beruflich bei Trioptics tätig ist und somit längst nicht nur Basketball auf seiner Aufgabenliste steht, kann den Leistungen des 33-Jährigen nichts anhaben. Mit 10,1 Punkten und 6 Rebounds je Begegnung war der Litauer in der Saison 2019/20 wieder auch statistisch gut dabei, seine Erfolgsquote aus dem Feld genügte mit 63,4 Prozent höchsten Ansprüchen (und war somit besser als seine Treffsicherheit an der Freiwurflinie). Hat sich Adomaitis einmal in Position gebracht und wird in Korbnähe angespielt, ist er vom Gegner nur schwer am Abschluss zu hindern.
Nicht einmal stand er in der zurückliegenden Saison in einer Partie weniger als 20 Minuten auf dem Feld – das nennt man einen Stammspieler. Und um die Doppelbelastung aus Leistungssport und Beruf zu meistern, hat man für Adomaitis eine maßgeschneiderte Regelung getroffen, erläutert Benka Barloschky: „Nach jedem Wochenende haben wir besprochen: Wie sieht die kommende Woche aus? Was hat er auf dem Zettel? Wann will er trainieren? Wir haben die Absprache mit ihm, dass er nicht bei jedem Mannschaftstraining anwesend sein muss. Das hat er sich natürlich auch durch seine Karriere, die er schon gespielt hat, erarbeitet. Und er hat von mir und von der Sportlichen Leitung das große Vertrauen, dass er weiß, wie viel er trainieren muss, dass er seine Belastung selber gut steuern kann“, so der Trainer.
Er selbst denke wenig darüber nach, dass der Terminkalender während der Saison prall gefüllt sei und es manchmal großen Aufwand benötige, um weder Sport noch Beruf zu vernachlässigen, so Adomaitis. „Ich mache es einfach und schaue mir an, wie das geht. Momentan scheint das zu funktionieren und deshalb mache ich das gerne noch ein Jahr weiter“, sagt der Center. Eine vorbildliche Arbeitseinstellung mit Ausstrahlung. „Ich sehe einfach, was für eine Stabilität er uns auf beiden Seiten des Feldes und was für eine Ruhe er uns gibt. Immer wenn wir wichtige Punkte brauchen und in brenzligen Situationen sind, können wir ihm den Ball geben und uns darauf verlassen, dass etwas Gutes passiert“, so Barloschky.
Einen Anpfiff des erfahrenen Litauers für seine jungen Mannschaftskollegen sucht man vergebens. Adomaitis gibt seine Erfahrung vor allem dadurch weiter, in dem er vorlebt, wie es gemacht wird. „Ich versuche, immer professionell zu sein. Man muss sich auf jedes Training vorbereiten und jedes Training ernst nehmen. Das versuche ich, ihnen beizubringen“, sagt der 33-Jährige. Und Barloschky meint: „Aurimas ist jemand, der viel über sein Spiel kommt und durch seine Leistung Stabilität bringt. Er ist kein Lautsprecher, der wird er auch nicht mehr werden, das hat ja viel mit seiner Persönlichkeit zu tun. Aber im Laufe des Jahres ist er manchmal auch lauter geworden. In den Spielen, in denen es um die Playoffs ging, hat er in entscheidenden Situationen seine Stimme genutzt und die Jungs aufgebaut und manchmal auch einen ernsteren Ton angeschlagen, um die Jungs wieder auf die Spur zu kriegen. Wenn er etwas sagt, hören alle zu“, so der Trainer.
Es ist derzeit vieles anders. Adomaitis merkt das unter anderem daran, dass er nicht wie sonst in der spielfreien Zeit regelmäßig ins Fitnessstudio gehen kann, um in Form zu bleiben. Was tun? „Ich versuche, mich so viel wie möglich zu bewegen und warte darauf, dass wir alle zur normalen Lage zurückkehren können“, sagt er. Der 33-Jährige greift bis dahin auf Joggen und Treppenläufe zurück. Auch sein Berufsleben ist betroffen, statt täglich ins Büro zu gehen, wurde verstärkt auf Fernarbeit umgestellt.
Blickt Adomaitis auf die vergangene Saison zurück, sieht er eine Entwicklung, die zunächst ein wenig Zeit brauchte, um in Schwung zu kommen. Aber dann, aber dann… Es habe eben viele Umstellungen gegeben, der Trainer sei neu gewesen, der Kader noch einmal verjüngst worden, so Adomaitis. „Aber in der zweiten Hälfte so nach Silvester haben wir gut gespielt. Ich glaube, wir haben unser Ziel erreicht und auch die jungen Spieler entwickeln können. Sie haben mehrere Schritte nach vorn gemacht“, sagt er. Der 33-Jährige hat seinen Anteil daran. Durch Taten, weniger durch Worte.
Quelle: SC Rist Wedel