Die NINERS Chemnitz haben sich für den Saisonendspurt in der 2. Basketball-Bundesliga ProA noch einmal verstärkt und den 28-jährigen US-Amerikaner Hugh Robertson unter Vertrag genommen. Der 1.95 Meter große sowie 93 Kilogramm schwere Modellathlet spielte bis Mitte November beim griechischen Erstligisten Rethymno Cretan Kings und einigte sich nun mit Chemnitz auf einen Kontrakt bis zum Ablauf der aktuellen Spielzeit.
„Hugh kann offensiv als Smallforward oder Shootingguard eingesetzt werden, hinten aber fast alle Positionen verteidigen. Mit seiner Vielseitigkeit und Athletik bringt er jene Qualitäten mit, die uns bislang auf den kleinen Positionen etwas fehlten“, hofft Cheftrainer Rodrigo Pastore, dass der Neuzugang, welcher letzte Saison bereits für Köln in der ProA spielte, den sächsischen Korbjägern entscheidend helfen wird.
Als sich rund um den Jahreswechsel der Abgang von Jacob Parker abzeichnete, streckten die NINERS sofort ihre Fühler aus und wurden bei Hugh Robertson hellhörig. „Wir kannten ihn ja schon aus dem Vorjahr und wussten um seine Qualitäten“, erinnert sich Pastore, dass Robertson in den beiden Partien gegen Chemnitz mit zusammen 43 Punkten, elf Rebounds, acht Steals, drei Assists und zwei Blocks bei weitem auffälligster Spieler der RheinStars war. So intensivierte man nun die Gespräche und einigte sich letztlich am Montag auf einen Vertrag. Dann ging alles ganz schnell. Bereits am Dienstagabend stieg Robertson in seiner Heimatstadt Atlanta in den Flieger und sollte eigentlich schon am Mittwoch in Chemnitz eintreffen. Allerdings kam seine Maschine zu spät für den Anschlussflug in Istanbul an, so dass er eine Nacht im Hotel verbringen musste, ehe Robertson letztlich am Donnerstagmorgen in Prag landete. Nach einer abenteuerlichen Autofahrt quer durchs winterliche Erzgebirge hinein ins sturmverwehte Chemnitz erreichte der US-Boy gegen Mittag und nach nunmehr rund 40-stündiger Odyssee dann endlich sein Ziel. Es folgte ein Unterschriften-Marathon durch die NINERS-Geschäftsstelle und zahlreiche Behörden, den der US-Boy jedoch mit großer Gelassenheit absolvierte und anschließend sogar darauf bestand, beim abendlichen Mannschaftstraining dabei zu sein.
„Wir haben keine Zeit zu verlieren und ich wollte unbedingt das Team kennenlernen“, freut sich Robertson auf die neue Herausforderung. Ob er schon am Samstag gegen Paderborn zum Einsatz kommt, ist indes noch offen. „Alle Anträge sind gestellt, sämtliche Unterlagen eingereicht. Nun warten wir nur noch auf den Erhalt der Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis“, erläutert NINERS-Geschäftsführer Steffen Herhold das übliche Prozedere bei der Verpflichtung ausländischer Akteure. Spätestens nächstes Wochenende in Hagen soll Robertson dann aber seine Premiere feiern.
„Er wird der Mannschaft sicher neue Impulse geben, auf beiden Seiten des Feldes. Denn Hugh ist nicht nur ein exzellenter Verteidiger, sondern auch vorn aus allen Lagen ein gefährlicher Scorer, der obendrein in engen Situationen die Verantwortung übernehmen kann. Wir hoffen deshalb, dass er sich hier schnell akklimatisiert und gut ins Team integriert“, unterstreicht Pastore.
Für Robertson selbst ist Chemnitz die siebte Station als Basketballprofi. Nach seinem Abschluss an der South Florida Universität (NCAA 1) ging der sprunggewaltige Flügel zunächst für den slowenischen Erstligisten Hopsi Polzela auf Korbjagd und kam dabei in 34 Einsätzen auf durchschnittlich 17.4 Punkte. Nach weiteren Stationen in Cognac (Frankreich) und Zouk (Libanon) zog es Robertson abermals nach Slowenien zum Topteam Helios Domzale, für das er im Ligabetrieb, im FIBA Europe-Cup und im Alpen-Adria-Cup wettbewerbsübergreifend auf 12.7 Zähler pro Partie bei 49 Einsätzen kam. Seine Allrounder-Qualitäten stellte er dann endgültig in der Folgesaison 2016/17 bei den RheinStars Köln unter Beweis, für die er alle 33 Pflichtspiele bestritt und hierbei durchschnittlich 14.4 Punkte, 5.7 Rebounds, 2.6 Assists, 1.6 Steals sowie 0.6 Blocks auflegte und zudem mit Trefferquoten von 51 Prozent aus dem Zweierbereich, 33 Prozent von der Dreier- sowie 74 Prozent von der Freiwurflinie überzeugte.
Folgerichtig weckte Robertson das Interesse finanzstärkerer Clubs und durfte sich mit einem Wechsel auf die griechische Trauminsel Kreta belohnen. Auch dort gelang ihm ein guter Start mit durchschnittlich 10.3 Zählern, 4.5 Rebounds sowie 1.7 Steals in den ersten sechs Partien in Griechenlands höchster Spielklasse. Ein Todesfall in seiner Familie zwang den US-Boy dann jedoch, Kreta schon im November wieder Richtung Heimat zu verlassen.
„Nun will ich aber unbedingt zurück aufs Feld und freue mich, mit den NINERS einen tollen Club gefunden zu haben. Trainer Rodrigo Pastore ist ein echter Fachmann, der mich in unseren Telefonaten schnell von seiner Philosophie überzeugte. Außerdem kann ich mich noch gut an unser letztjähriges Gastspiel mit Köln erinnern. Wir hatten lange geführt, aber die Chemnitzer Fans haben ihr Team unglaublich gepusht und so konnten die NINERS noch gewinnen. Vor dieser Kulisse möchte ich unbedingt spielen und dem Team zum Erfolg verhelfen“, kann Robertson seinen ersten Einsatz kaum noch erwarten.
(NINERS Chemnitz)