ProA-Spieler der Monate November und Dezember, MVP des NBBL Allstarspiels, am letzten Wochenende 34 Punkte, 16 Rebounds und ein Effektivitätswert von 46! Das sind die beeindruckenden Erfolge von Zahlen von Leon Kratzer. Im Young Pikes-Interview steht der 18-Jährige Rede und Antwort:
Leon, wie fühlt es sich mit ein paar Tagen Abstand nun an, MVP des NBBL AllstarGames zu sein?
Ich freue mich natürlich sehr über diese Auszeichnung. Allerdings hat es für mich keine übermäßig große Bedeutung, da ich diese ohne das Team nicht erhalten hätte. Es ist ein Spiel, bei dem sich die besten U19-Spieler aus Deutschland getroffen haben, um dort ohne Druck, aber mit viel Spaß spielen zu können. Dabei spielt traditionell der Süden gegen den Norden. Dass dabei eine Auszeichnung rausgekommen ist, finde ich natürlich super, aber es ist nichts Besonders in dem Sinne.
Wo genau steht deine MVP-Trophäe denn nun?
Ich habe in meinem Zimmer eine Kommode, auf die ich all meine Auszeichnungen, Medaillen und Pokale platziere. Da habe ich natürlich auch meine MVP-Trophäe dazugestellt.
Du hast zusammen mit Arnoldas und Tibor während des NBBL-Allstar Games für einen kleinen Lacher gesorgt, bei dem es anscheinend um eine kleine Wette ging. Worum ging es dabei genau?
Wir saßen alle zusammen, als wir mitbekommen haben, dass wir zum AllstarDay nominiert wurden, und haben uns überlegt, was wir dort Lustiges machen könnten. Man sieht ja bei den NBA AllstarDays, dass dort viel auf die Show gesetzt wird. In Deutschland beim Beko BBL AllstarDay wird das zwar auch versucht, allerdings nur ab und zu und nie so richtig umgesetzt und beim NBBL AllstarDay gab es auch noch nie so etwas richtig Lustiges. Daher haben wir uns überlegt, dass ein Mittellinienwurf eine Möglichkeit für einen Wetteinsatz wäre. Also haben Tibor und ich gewettet, dass sich Arnoldas nicht traut, mitten im Spiel von der Mittellinie zu werfen. Der Einsatz betrug je 5 Euro. Als Arny dann mitten im Spiel zum Wurf von der Mittellinie ansetzte, mussten wir ihm natürlich die 5 Euro feierlich übereichen. Was die Halle auch zum Lachen brachte.
Du spielst ja nicht nur in der NBBL mit den beiden Jungs, sondern auch bei den Baunach Young Pikes. Was bedeutet es Dir, bei den Baunach Young Pikes zu spielen?
Für mich ist das eine große Ehre. Vor der Saison haben Sportdirektor Daniele Baiesi, Head Coach Andrea Trinchieri und Geschäftsführer Rolf Beyer eine Kaderplanung erstellt und entschieden, welche Nachwuchsspieler gut in das Konzept passen und in der ProA auflaufen dürfen. Für mich ist es daher eine große Ehre, einer der Auserwählten zu sein, die dabei sein dürfen. Daniele Baiesi hat sich für das nächste Jahr viel vorgenommen. Er möchte mit Bamberg das beste Jugendprogramm in Europa aufziehen und dass ich dann von Anfang an dabei sein darf, ehrt mich natürlich sehr.
Wie bist du generell zum Basketball gekommen?
Mein Papa hat eine lange Zeit Basketball gespielt, daher war der Kontakt von klein auf da. Allerdings war ich ab meinem 4. Lebensjahr begeistert vom Fußball. Ich habe dann auch 6 Jahre lang den Sport mit Begeisterung ausgeübt und bin bis heute noch ein großer Fan – vor allem vom HSV. Aber dann kam die Zeit, in der ich immer größer und größer geworden bin und mir wurde klar, dass Fußball mir zwar Spaß macht…aber ich bin groß (lacht). Warum versuche ich es nicht einfach mal mit Basketball, habe ich mich gefragt. Da mein Vater ja bereits Basketballer war und es in Bayreuth eigentlich DIE Sportart ist, lag der Gedanke sehr nah. Daher war es schlussendlich eine einfache Entscheidung hin zum Basketball.
Wie würdest du deine jetzige Entwicklung beschreiben?
Puh, das ist eine schwere Frage (lacht). Ich finde, dass die Jahre hier in Bamberg ziemlich schnell vergingen. Ich glaube schon, dass meine Entwicklung bisher ziemlich gut nach vorne gegangen ist, vor allem wenn ich an meine Anfangsjahre im Basketball zurück denke. Begonnen hat alles in Bayreuth, dann bin ich mit 14 Jahren nach Bamberg gewechselt und jetzt spiele ich auf einmal bereits in der ProA. Als ich noch Fußball gespielt habe, war ich trotzdem oft bei Basketballspielen beim zu schauen. Bayreuth hat damals in der ProA gespielt mit einem sehr hohen Zuschaueranteil. Damals war es für mich etwas ganz Außergewöhnliches bei einem Spiel der 2. Basketball Bundesliga zuzusehen. Die Spieler waren alle so toll und so gut. Wenn ich jetzt sehe, dass ich mit meinen 18 Jahren nun selber in der gleichen Liga spiele, ist das unbeschreiblich für mich. Daher würde ich sagen, dass bisher definitiv eine Entwicklung stattgefunden hat. Aber was ganz wichtig ist:Es ist nicht entscheidend wie meine Entwicklung in der Vergangenheit war, sondern wie sie jetzt noch weiter geht!
Wie siehst Du Deine Rolle im Team?
Meine aktuelle Rolle: Ich bin noch ein sehr junger Spieler. Ich versuche mit meinen Stärken der Mannschaft bestmöglich zu helfen und bin davon überzeugt, dass ich auch helfen kann. Jetzt gilt es alles noch zu perfektionieren und konstanter zu werden, um zukünftig noch besser als Team zu spielen. Ich versuche meine Stärken noch besser im Team einzusetzen, damit wir noch mehr daraus profitieren können.
Siehst du die anderen Jungs als Vorbilder, zum Beispiel Johannes Thiemann? Gibt es generell Spieler, zu denen Du aufschaust?
Ja natürlich! Ich glaube, dass jeder Spieler unterschiedliche Eigenschaften mit sich bringt und man sich bei jedem Spieler etwas abschauen kann.Vorbilder…das ist schwierig! Es gibt für mich jetzt aktuell kein namhaftes Vorbild. Natürlich ist für jeden deutschen Basketballer Dirk Nowitzki ein Vorbild. Man kann sich von ihm wahnsinnig viel abschauen, da er einfach ein Ausnahmesportler ist. Ansonsten kann man sich von jedem guten Basketballer etwas rauspicken und versuchen, das in sein eigenes Spiel einzubauen.
Ursprünglich kommst Du ja aus Bayreuth. Wie ist es, wenn du jetzt gegen Deine alten Teamkollegen spielen musst?
Es ist immer lustig, wenn ein Aufeinandertreffen ansteht. Man hat so viel Zeit miteinander verbracht und so viele Jahre zusammen gespielt, dass es wie in einer Familie war. Aber man muss unterscheiden können zwischen vor und nach dem Spiel und während des Spiels. Eine gewisse Zeit vor dem Spiel oder nach dem Spiel kann man Scherze machen, aber auf dem Spielfeld muss man ernst bleiben und es herrscht höchste Konzentration. Da werden keine Zugeständnisse gemacht.
Du bist ja schon seit einigen Jahren bei uns im Nachwuchskonzept. Was hat sich im Vergleich zu heute geändert?
Für mich war der erste große Schritt weg von Bayreuth und nach Bamberg zu ziehen. Die organisatorischen Strukturen waren damals ein überzeugendes Argument für meinen Wechsel. Damals waren es Wolfgang Heyder und Mirko Petrick, die mich gemeinsam mit Daniel Keppeler in der Nachwuchs-WG empfangen haben. Dort lebten damals bis zu sechs Nachwuchstalente aus ganz Deutschland. Die Organisation und die Strukturen des Nachwuchskonzepts sind von Jahr zu Jahr noch besser und professioneller geworden. Dies lässt sich auch an sportlichen Erfolgen festmachen wie beispielsweise der Aufstieg von der ProB in die ProA vor zwei Jahren. Das Programm wird immer weiter perfektioniert und aus meiner Sicht von Jahr zu Jahr besser.
Was rätst Du Spielern, die zu unserem Nachwuchsprogramm dazu stoßen?
Es ist für jeden Spieler eine gute Entscheidung nach Bamberg zu gehen. Ich würde es jedem weiterempfehlen, weil man sowohl technisch gut ausgebildet wird und gleichzeitig auch viel fürs Leben lernt. Aus meiner Sicht würde ich sagen, dass wenn man die Möglichkeit bekommt nach Bamberg zu wechseln, sollte man diese ergreifen.
Mittlerweile bist du aus der Jugend-WG ausgezogen und wohnst mit deinem Teamkollegen Tibor Taraš zusammen in einer WG. Wie ist da die Aufgabenverteilung?
Das WG-Leben läuft bisher sehr gut. Für mich war es der richtige Zeitpunkt auszuziehen und mich selbstständiger zu versorgen. Wir haben zum Glück noch eine Putzfrau, die einmal in der Woche kommt und bei uns sauber macht. Ansonsten waschen wir unsere Wäsche natürlich selber und ab und zu wird auch ‘mal die Küche benutzt. Allerdings haben wir beide zwei tolle Freundinnen, die uns hin und wieder lecker bekochen.
Wie sieht denn ein typischer Tagesablauf von Dir aus?
Ich habe meistens früh morgens, gegen 8.30 Uhr, eine Stunde Individualtraining mit Stefan Weißenböck oder Mark Völkl und arbeite an meinem Wurf. Um 10 Uhr steht dann das Training mit den Young Pikes an, wo wir meistens Zwei gegen Zwei oder Drei gegen Drei spielen. Danach steht Krafttraining auf dem Programm. Nach dem Mittag und einer kurzen Pause gehe ich zum Training der Brose Baskets, von 17 bis 19 Uhr. Anschließend folgt dann nochmal das Training mit Baunach. Mein Tag ist also 24 Stunden von Basketball geprägt (lacht).
Du trainierst ja regelmäßig mehrmals die Woche mit den Brose Baskets und damit mit Andrea Trinchieri. Er ist ja für sein nicht allzu ruhiges Gemüt bekannt. Wie ist es denn im Training mit ihm?
Andrea kann schon sehr laut werden (lacht). Aber er will nur das Beste aus dir herauskitzeln und dich somit zu Bestleistungen anstacheln. Von Andrea gelobt zu werden, ist daher immer Etwas sehr besonderes und motiviert mich, weiter zu arbeiten und mich immer zu verbessern.
Gibt es am Gameday ein bestimmtes Ritual, welches Du verfolgst?
Ich habe eigentlich kein wirkliches Ritual, obwohl ich schon einiges ausprobiert habe, wie zum Beispiel eine kalte Dusche vor jedem Spiel. Aktuell gehe ich an Spieltagen mit meiner Freundin immer frühstücken um einen festen Ablauf reinzubekommen, aber ansonsten hat sich bisher noch nichts herauskristallisiert.
Am Samstag um 20:00 Uhr steht schon das nächste Heimspiel gegen Essen vor der Tür. Was für ein Spiel erwartest du da?
Mit Essen haben wir noch eine Rechnung offen. Da haben wir im Hinspiel unsere schlechteste Saisonleistung abgeliefert. Das wollen wir unbedingt korrigieren. Das wird aber eine ganz andere Partie als gegen Rhöndorf, denn Essen spielt einen sehr physischen Basketball. Wir werden auf jeden Fall wieder alles geben und wollen 2016 in unserer Halle ungeschlagen bleiben. Natürlich brauchen wir wieder die Unterstützung unserer Fans, das hilft uns als junge Mannschaft enorm.