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Transfercoup – NINERS angeln sich Brad Tinsley

„Es ist fantastisch, wie schnell die Verantwortlichen der NINERS alles organisiert haben, so dass ich wirklich schon heute gemeinsam mit meiner Frau Margaret hier in Chemnitz sein kann“, zeigt sich Brad Tinsley tief beeindruckt von den jüngsten Ereignissen. Noch am Sonntagabend bestritt der 28-jährige US-Amerikaner in Litauen das letzte Spiel für seinen bisherigen Club Vytautas Prienu gegen den amtierenden Landesmeister Zalgiris Kaunas. Keine 90 Stunden später landete Tinsley in Berlin – mit einem bis zum Saisonende datierten Vertrag bei den NINERS im Gepäck und lernte bereits am Donnerstagabend seine neuen Teamkameraden kennen. In Chemnitz wird der 1,91 Meter große und 95 Kilogramm schwere Athlet die Nachfolge von Jajuan Johnson antreten, der Sachsens beste Korbjäger zu Wochenbeginn verlassen hatte.

„Wir freuen uns, dass es jetzt derart schnell ging und wir mit Brad einen enorm erfahrenen wie leistungsstarken Spieler verpflichten konnten“, strahlt Cheftrainer Rodrigo Pastore.

Der Argentinier hofft, dass der notwendige Aufenthaltstitel, welchen man bereits am Dienstag bei der Ausländerbehörde Chemnitz beantragt hatte, schnell erteilt wird, so dass Tinsley bestenfalls schon nächsten Mittwoch in Kirchheim oder beim folgenden Spiel in Heidelberg einsatzberechtigt ist. Bis dahin wird ihn Andrew Jones, Nachrücker aus der zweiten Mannschaft, vertreten.

Bradley Glen Tinsley, wie Brad mit vollständigem Namen heißt, wuchs im US-Bundesstaat Oregon auf und ging 2008 an die Vanderbilt Universität, wo er sich nicht nur umgehend als Starter des Basketballteams sondern als echter Dauerbrenner etablierte. In vier Jahren verpasste er keine einzige von 134 Pflichtpartien der „Commodores“, erzielte dabei durchschnittlich 9.4 Punkte, 3.6 Assists sowie 2.8 Rebounds und führte sein Team gleich zweimal in die „March Madness“, dass Meisterschaftsturnier der 64 besten amerikanischen College-Teams. Anschließend wagte er den Sprung zum belgischen Europapokalteilnehmer Okapi Aalstar, wechselte dann aber im Saisonverlauf zum französischen Zweitligisten Saint Vallier Basket. Es folgte eine Spielzeit in Australien und 2014 schließlich seine erste Station in Deutschland. Im Trikot der MLP Academics Heidelberg machte er nicht nur mit 16.8 Punkten, 3.8 Rebounds und 3.5 Assists von sich reden, sondern dürfte vielen Chemnitzer Basketballfreunden auch noch von seinem Auftritt am 18. Oktober in der Richard-Hartmann-Halle im Gedächtnis sein. Bei Heidelbergs damaligem 82:79-Sieg nach Verlängerung streute der vielseitige Comboguard den NINERS satte 31 Punkte ein, garniert mit acht Rebounds und drei Assists.

„Im folgenden Sommer kam ich nach Chemnitz und wollte Brad schon damals holen, aber wir hatten keine Chance“, musste Pastore hinnehmen, dass letztlich der FC Porto das Rennen um den begehrten US-Boy machte. Mit den „Dragões“, also Drachen, holte Tinsley gleich in seiner ersten Spielzeit das portugiesische Double und diese Saison noch einmal die Vizemeisterschaft. Nach zwei Jahren und insgesamt 71 Ligapartien mit durchschnittlich 12.3 Punkten, 4.1 Assists sowie 2.5 Rebounds zog es den Blondschopf nach Litauen. Als er mit Vytautas Prienu allerdings die Qualifikation für die FIBA Champions League verpasste, standen die Zeichen auf Trennung. „Das war unsere Chance. Wir waren bereits im Sommer an Brad dran, blieben weiter in Kontakt und wussten, dass sich sein Klub ohne Europapokalteilnahme aus Kostengründen wohl von ihm trennen werden würde. Da sich gleichzeitig bei uns der Abgang von Johnson abzeichnete, intensivierten wir am Wochenende die Gespräche und dann ging alles ganz schnell. Bei den vertraglichen Details wurden wir uns binnen kürzester Zeit einig und buchten umgehend einen Flug. Denn obwohl Brad noch nicht gleich spielberechtigt ist, wollten wir ihn so schnell wie möglich hier haben, damit er das Team, die Stadt, unseren Spielstil und die Systeme bereits kennenlernt“, erläutert Pastore das Geschehen rund um den Transfer.

Der NINERS-Coach ist außerdem davon überzeugt, dass sich Tinsley schnell in Chemnitz zurechtfinden wird: „Brad zeichnet sich durch eine unglaublich hohe Spielintelligenz aus. Er kann auf beiden Guardpositionen agieren, ein Spiel organisieren, ebenso für sich selbst kreieren und aus verschiedensten Lagen scoren, ob am Brett oder auch von draußen.“

Gerade der Distanzwurf ist ein echtes Markenzeichen Tinsleys, versenkte der Scharfschütze in seinen bisherigen 173 Spielen als Profi doch schon 247 Dreier bei einer Trefferquote von 38 Prozent. Exakt den gleichen Wert erzielte Tinsley bei 189 erfolgreichen Versuchen vom Perimeter in den 134 College-Partien für Vanderbilt. „Diese Konstanz ist beeindruckend, aber Brad ist eben nicht nur auf seinen Wurf beschränkt, sondern kann auch den Ring attackieren. Obendrein wird uns seine Erfahrung, die Bereitschaft, in engen Situationen Verantwortung zu übernehmen, seine vorbildliche Arbeitseinstellung und seine sympathische, kommunikative Art sehr helfen“, lobt Pastore die Qualitäten des Neuzugangs, der schon am Samstag beim Heimspiel gegen Trier auf der Tribüne sitzen und den NINERS die Daumen drücken wird.

(NINERS Chemnitz)